Innovationstage 2020
Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel in der Landwirtschaft

Klimaneutrale landwirtschaftliche Produktion
Prof. Dr. Hans W. Griepentrog (Universität Hohenheim, Stuttgart)
Prof. Dr. Uwe Schmidt (Humboldt-Universität zu Berlin)
Weniger Fleisch essen, die Viehbestände reduzieren, mehr organische Böden aus der ackerbaulichen Nutzung nehmen, den Mineraldüngereinsatz drastisch einschränken… – entlang dieser Handlungskette lässt sich aufzeigen, wie die durch die landwirtschaftliche Produktion verursachte Emission von Treibhausgasen verringert werden kann. Hier kommt die Digitalisierung in der Landwirtschaft ins Spiel und bietet an, die Fragen differenzierter anzugehen und die komplexen Zusammenhänge greifbarer zu machen. Das Stichwort lautet Landwirtschaft 4.0. Die Technologie 4.0 erlaubt es, auch weitere Kriterien in das landwirtschaftliche Produktionssystem zu integrieren. Von außen wächst der Druck auf den Landwirt, Belange des Natur- und Umweltschutzes zu berücksichtigen und – was uns hier ganz konkret betrifft – sich aktiv mit dafür einzusetzen, die sogenannten Klimaziele zu realisieren.
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass eine klimaresiliente Landwirtschaft das Modell der Zukunft sein kann. Aber ohne digitale Innovationen für dem Standort angepasste, nachhaltige Produktionssysteme ist eine zukunftsfähige Landwirtschaft nicht mehr denkbar. Und wenn gemäß dem Europäischen „Green Deal“ das Ziel ein klimaneutraler Kontinent ab 2050 ist, gehören beide Aspekte, eine klimaresiliente und digitale Landwirtschaft, zusammen.
Hans W. Griepentrog (Universität Hohenheim in Stuttgart) vom Förderprojekt FuzzyFarmer hat uns dazu auf der KlimAgrar-Arbeitstagung Landwirtschaft 4.0 eine Standortbestimmung gegeben: Die konventionelle landwirtschaftliche Produktion geht über in eine Präzisionslandwirtschaft, und diese wird über Smart Farming zu Digital Farming. Die Landmaschinen sind lernfähig geworden, wir sprechen vom „Internet der Dinge“ und von Maschine-zu-Maschine-Kommunikation. Die Algorithmen arbeiten mit Fuzzylogik – Unschärfe führt zur Präzision.
Der Fortschritt der Digitalisierung in der Landwirtschaft von Precision Farming über Smart Farming bis zum alle Systeme umfassenden Digital Farming. (Griepentrog, 2019)
Das ganze hält bereits Einzug in die Bodenbearbeitung, in den Pflanzenbau, in die Tierhaltung und in die Steuerung und Betriebsabläufe insgesamt, ins Farm-Management-Informationssystem. Nicht die Abläufe werden wie bei der klassischen Mechanisierung und Automatisierung großflächig der Technik angepasst, vielmehr „denkt“ diese kleinteilig und standortgerecht, berücksichtigt die natürlichen Prozesse und Gegebenheiten. Die Natur wird mit einbezogen. Die Technik erfährt eine „Biologisierung“. Dass eine solche in Zukunft klimaneutrale landwirtschaftliche Produktion nicht nur auf dem Feld und im Tierstall stattfindet, sondern auch im Gartenbau und im geschlossenen Gewächshaus konnte Uwe Schmidt von der Humboldt-Universität zu Berlin aus dem Förderprojekt MinTHG berichten.
In einer Diskussionsrunde zum Abschluss der Themenblöcke wird noch einmal die Brücke geschlagen zwischen den Ansätzen der Präzisionslandwirtschaft und der Ressourceneffizienz im Hinblick auf die Optimierung in der Stickstoffnutzung, die Urs Schmidhalter aus Freising zuvor zum Thema Nmin-Beprobung aus dem Förderprojekt GreenWindows4.0 vorgestellt hatte. Henning Kage von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel leitet nicht nur das Förderprojekt THG-ZwiFru, sondern ist selbst praktizierender Landwirt. Er bringt den Aspekt der einzelbetrieblichen Klimabilanzierung ein, in die der einzelne Landwirt mit eingebunden werden muss. Das ist nicht so trivial, wie sich das anhört.